WALTER KUBICZECK
Persönlicher Werdegang
Walter Kubiczeck wurde am 7. Oktober 1931 in Berlin geboren, er starb am 21.Januar 2009 eben da. Bereits vom 8. Lebensjahr an nahm er Musikunterricht bei Generalmusikdirektor Otto Fielitz. Mit 17 Jahren war er Pianist in verschiedenen Big Bands und Combos. Walter Kubiczeck erhielt eine weitere Klavierausbildung (Klassik) bei Ernst Waldeck (damals Direktor der Musikschule Berlin-Prenzlauer Berg). Im Jahr 1951 legt Kubiczeck sein Abitur an der Berliner Schinkel-Oberrealschule ab. Er studiert anschließend Germanistik und absolviert 1954 das Staatsexamen an der Humboldt-Universität Berlin. Von 1954 bis 1958 arbeitet er als Junglehrer und ist gleichzeitig der Leiter des ersten Nachwuchsstudios für Interpreten der DDR bei AMIGA. Von 1958 bis 1963 ist Kubiczeck Leiter der Abteilung Tanzmusik beim Rundfunksender „Radio DDR“. Seit 1964 ist er Mitglied des Komponistenverbandes der DDR und seit 1973 freischaffender Komponist. Im Jahr 1965 gründet Kubiczeck das „Studio-Orchester Walter Kubiczeck“ am Berliner Rundfunk. 1973 bis 1983 ist er stellvertretender Generaldirektor beim Komitee für Unterhaltungskunst, 1983-1989 gewählter, ehrenamtlicher Vizepräsident des Komitees. Walter Kubiczeck ist Träger des Kunstpreises der DDR.
(privat: Kubiczeck ist geschieden, lebt heute mit Lebensgefährtin Eri in Berlin-Weißensee, Tochter: Kerstin)
Musikalisches Schaffen
Das musikalische Werk Kubiczecks ist überaus breit angelegt:
- 500 Titel aus den Genres Popsongs, Chansons, Schlager, Kinder- und Chorlieder
Kubiczeck schrieb z.B. „Ohrwürmer“ für Fred Frohberg („Ein Wagen fuhr durch´s Land“)
und Dagmar Frederic („Was halten Sie vom Tango“?). Für seinen Titel über den „Neuenhagener Feuerwehrmann“ erhielt er sogar von den Freunden der Feuerwehr den Titel „Unterbrandmeister ehrenhalber“.
- Orchestermusik (z.B. Berliner Fantasie, Fontainenmusik - insgesamt 300 Titel)
- Vorspann-Titel für bekannte Sendereihen des Rundfunks und des Fernsehens („Schlagerrevue“, DT 64, „Schlager einer großen Stadt“, „Mit dem Herzen dabei“)
- Filmmusiken
Filmmusik zu schreiben, so eine Eigenaussage Kubiczecks, „war ein tiefer Wunsch von mir schon als junger Komponist“. Es entstanden über 50 Titel für Filme des Fernsehens und der DEFA:
„Tod eines Millionärs“, Fernsehfilm 1971
„Gefährliche Reise“, Fernsehserie 1972
„Das Licht der schwarzen Kerze“, dreiteiliger Fernsehfilm, 1972
„Das unsichtbare Visier“, 1973-79
"Liebesfallen", DEFA-Spielfilm, 1976
"Feuerdrachen", zweiteiliger Fernsehfilm, 1981
"Familienbande", DEFA-Spielfilm, 1982
"Heiße Ware in Berlin", Fernsehfilm, 1982
"Der Lude, DEFA-Spielfilm", 1984
"Die Leute von Züderow", Fernsehserie, 1985
"Varieté", Fernsehfilm, 1985
"Der Hut des Brigadiers", DEFA-Film, 1986
Die Filmmusiken Kubiczecks (schwerpunktmäßig mit Titeln aus dem „Unsichtbaren Visier“) erschienen in der DDR auf vier Single- und zwei Langspielplatten. Nach der Wende erschienen zwei CD-Produktionen (1995 bei Edition Barbarossa und 2001 bei BMG/Amiga).
Visier-Regisseur Peter Hagen setzte die Musik Kubiczecks stets als gleichberechtigtes Ausdrucksmittel der Regie ein, neben dem fotografierten Bild, der szenischen Situation, der schauspielerischen Aktion, dem Dialog und dem Geräusch. „Zeitweilig lasse ich die Musik sogar die Handlung führen. Das betrifft Handlungsstrecken, in denen Stimmungen und Gefühle handelnder Personen vom Zuschauer emotional nacherlebt werden sollen oder wo Spannungsaktion dynamisch entwickelt werden soll. Das heißt, die Musik unterstützt etwas, was zwar in der Handlung gegenständlich schon vorhanden ist, jedoch vermag sie darüber hinaus psychologische und emotionale Vorgänge der handelnden Personen darzustellen, die nicht aus dem äußeren Geschehen ablesbar sind. Der für Kubiczecks Filmmusik charakteristische Sound prägte maßgeblich den Charakter und Erfolg der Filmreihe mit.“
Worin besteht dieser „charakteristische Sound“? Walter Kubiczeck benennt als typische Stilmittel: Polyrhythmik wird gegen lineare Melodik gesetzt, anstelle der traditionellen Rhythmusgruppe wird viel mit Percussionsinstrumenten gearbeitet, das konventionelle Schlagzeug wird durch lateinamerikanische Instrumente ersetzt. Der Komponist bedient sich aus einem „Baukasten“ fester musikalischer Motive, die unterschiedlich arrangiert und der jeweiligen Szene angepasst werden. Das Hauptmotiv („Tentakel“) kehrt dabei immer wieder in verschiedenen Variationen zurück und unterstreicht so die Einheitlichkeit der Geschichte.
Bereits beim „Licht der schwarzen Kerze“, wo die musikalische Aufgabe bestand, Anstrengung und Mühsaal in einer Wüstenlandschaft darzustellen, entwickelte Kubiczeck die für ihn so typischen „stöhnenden Bässe“ (Smear-Technik). Werden diese dann geschickt mit menschlichen Stimmen vermischt entstehen bemerkenswerte, bei ersten Hören vielleicht ungewohnte Musikstücke, die aber bei Filmemachern und dem Publikum ein großer Erfolg wurden. Auch heute, nach über 30 Jahren, genügt oftmals nur das kurze Anklingen eines Kubiczeck-Titels, um ihn eindeutig dem Schöpfer und dem Filmgenre zuzuordnen. Das Repertoire bleibt populär und aktuell; eine Musik, die Filmmusik im besten Sinne des Wortes ist.
Quellen:
Deutscher Komponistenverband
Booklets der genannten CD’s
FF dabei, Dezember 1976 (Interview mit Walter Kubiczeck)
Super-Illu, 41/2001 (Porträt Walter Kubiczeck)